News

Berliner Sonderweg gefährdet Saison

von ESC-Planegg

Spielverbot für Damen-Bundesliga in Hauptstadt – ESC bangt um Termine

Klaus Wüst ist am Organisieren. Eigentlich hat der Präsident des ESC Planegg seine Eishockey-Damen für das zweite Adventswochenende in einem Hotel in Berlin eingecheckt. Zurzeit sieht es jedoch danach aus, als würden die beiden Bundesliga-Spiele bei den Eisbären Juniors nicht stattfinden. „Wir dürfen nicht in Berlin spielen“, sagt Wüst. Zumindest wenn der Teil-Lockdown wie geplant verlängert wird.

Bisher profitierten die Bundesliga-Vereine von der Regelung, die Leistungssport mit Profisport gleichstellt. In ganz Deutschland ist diese Interpretation kein Problem, nur der Senat von Berlin geht einen eigenen Weg. Die Behörden aus der Bundeshauptstadt definieren Berufssportler als Personen, „die ihren Lebensunterhalt überwiegend, das heißt in der Regel zu über 50 Prozent, mit dem Sport verdienen“. Und sie legen folgenden Kriterien für eine Profiliga an: eine Betriebsgesellschaft, die den Spielbetrieb organisiert, ein wirtschaftliches Lizenzierungsverfahren für die teilnehmenden Klubs. Außerdem müssen Lizenzspieler aus der Organisationsstruktur der Vereine ausgegliedert sein.

All diese Bestimmungen erfüllen die Eisbären nicht. Da nutzt es auch nichts, dass wenigstens ein Punkt zutrifft: dass die Saison derzeit am Laufen ist. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport kommt deshalb zu dem Schluss, „dass der Spielbetrieb nach der Infektionsschutzverordnung nicht zulässig ist, da es sich nicht um eine professionelle Liga handelt“. Immerhin ist es den Angehörigen der Bundes- und Landeskader erlaubt, miteinander zu trainieren. Alle anderen Spielerinnen sind von den Übungen ausgeschlossen.

Torsten Szyska, Teamleiter der Berlinerinnen, geht angesichts der unverändert hohen Corona-Infektionszahlen davon aus, dass sich auch über den 30. November hinaus nichts an der Regelung ändert. Die Folge wäre, dass den Eisbären, die in dieser Saison genauso wie Planegg erst sechs Spiele absolviert haben, langsam die Termine ausgehen. Szyska pocht deshalb darauf, die Begegnungen zu absolvieren: „Wir müssen vermeiden, dass wir Nachholspiele kriegen.“ Während Wüst versucht, seine Hotelbuchung in Berlin abzusagen, fahndet Szyska nach einer geeigneten Unterkunft im Oberbayerischen. Denn die Eisbären verständigten sich mit dem ESC darauf, das Heimrecht notfalls zu tauschen, obwohl das für die Berlinerinnen mit erhöhten Kosten für Fahrt, Kost und Logis verbunden ist.

Michael Lehmann, Sportlicher Leiter der Pinguine, stellt klar, dass die Entscheidung des Berliner Senats die allgemeine Lage für die Bundesligisten noch komplizierter macht: „Es wird undurchsichtig und schwierig.“ Er bemüht sich um Flexibilität, damit der Ligabetrieb irgendwie aufrechterhalten werden kann. „Wir wollen nicht noch mehr Spiele, die ausfallen“, betont Lehmann. „Irgendwann wird es hinten raus eng.“ Gegen Mannheim und Bergkamen müssen die Planeggerinnen schon nachsitzen. Fällt der Vergleich mit Berlin aus, wären das schon die Nachholspiele fünf und sechs für den ESC.  

Autor: Christian Heinrich  Münchner Merkur 25.11.2020

Corona mal und mal so!

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.