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Mitten im Play-off-Finale ist Schluss
von ESC-Planegg
Verband stellt Bundesliga-Endspielrunde nach einer Partie ein – Meisterfrage unklar
Planegg – Als am Mittwochabend die von allen befürchtete Nachricht im Training des ESC Planegg eintraf, war die Enttäuschung bei den Spielerinnen groß. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hatte Klarheit geschaffen und wegen der ungebremsten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus den Spielbetrieb in allen unter seinem Dach organisierten Ligen ausgesetzt. Betroffen davon sind auch die Pinguine, die am Wochenende eigentlich den letzten Schritt auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft machen wollten.
„Sportlich gesehen ist das eine Katastrophe, dass drei Tage vor dem entscheidenden Spiel die Liga gecancelt wird“, kommentierte Michael Lehmann die Entscheidung des DEB. Der Sportliche Leiter hatte wie die gesamte Mannschaft darauf gehofft, das zweite und eventuell noch ein drittes Spiel gegen den ECDC Memmingen austragen zu können. Die erste Partie gegen den Rivalen aus dem Allgäu hatten die Pinguine am vergangenen Wochenende mit 4:2 für sich entschieden. Einen Sieg hätten sie noch gebraucht, um nach zwei Jahren wieder die nationale Meisterschaft feiern zu können. „Wir hätten uns gerne für eine starke Saison belohnt“, sagte Lehmann.
Dass die Verantwortlichen des DEB nun Fakten geschaffen haben, erleichtert aber auch die Situation des Rekordmeisters. Bis Mittwoch hatte sich Klaus Wüst vergeblich darum bemüht, angesichts der sich täglich zuspitzenden Pandemie eine klare Empfehlung vom Verband oder dem Gesundheitsamt Ebersberg zu erhalten, zu dessen Zuständigkeit Grafing gehört, wo die Spiele der Planeggerinnen stattfinden. „Es will keiner Verantwortung übernehmen“, klagte der Präsident des ESC. Das hat sich mittlerweile geändert. „Es war nicht ganz einfach für den DEB“, meinte Lehmann und zeigte Verständnis für den Verband, der sich am Ende aber nicht scheute, die Konsequenzen aus der allgemeinen Lage zu ziehen.
Bereits am Samstag hatte der Internationale Verband (IIHF) die Damen-Weltmeisterschaft abgeblasen, die für Ende März in Kanada angesetzt gewesen war. Am Dienstagabend preschten die Deutsche Eishockey Liga (DEL) und die DEL 2 vor und erklärten die Saisons vorzeitig für beendet. Dass es nun keine finale Entscheidung bei der Titelvergabe in der Damen-Bundesliga gibt, setzt den beiden Finalisten mächtig zu. Die Pinguine hatten kräftig die Werbetrommel gerührt, um endlich einmal die Grafinger Scheune zu füllen. Am Ende wären sie sogar dazu bereit gewesen, vor leeren Rängen zu spielen. „Man kann nicht nach den halben Play-offs aufhören“, stellte Kathrin Lehmann klar. Die ehemalige Schweizer Nationalspielerin hätte sich als Kompromiss ein „Geisterspiel“ vorstellen können, wofür auch Memmingens Teammanager Peter Gemsjäger plädiert hatte. „So wäre die Ermittlung des Meisters auf sportlich faire Weise zustande gekommen.“
Was nicht unbedingt bedeutet, dass die vom DEB vorgenommene Regelung unfair sein muss. „Die Platzierungen aus den Hauptrunden mit den jeweiligen Siegern werden übernommen“, hieß es in der Mitteilung des Verbandes. Der ESC hatte Memmingen punktgleich auf Rang zwei verwiesen. Allerdings ist nicht klar, ob unter den „Siegern“ auch die jeweiligen Meister zu verstehen sind. Diese Lösung hätte für Planeggs Routinier Julia Zorn jedenfalls nicht viel Tröstliches: „Kein Spieler möchte so etwas am grünen Tisch gewinnen.“
Autor: Christian Heinrich Münchner Merkur 13.03.2020
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