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Münchner Merkur 06.12.20

von ESC-Planegg

In der Kabine grüßt der Schimmel von der Decke, die Türen haben keine Klinken, das Stadion selbst gleicht einer Ruine – mit allen erdenklichen Stolperfallen inklusive. „Das war eine Bruchbude höchsten Grades“, sagte Klaus Wüst über eine der beiden Spielstätten beim Final-Four-Turnier des EWHL-Supercups in Budapest. Über das Wochenende staute sich einiges an beim Vorsitzenden des ESC Planegg. Seine Eishockeyspielerinnen hatten sich zwar für die Endrunde im momentan höchsten europäischen Wettbewerb qualifiziert, doch die Organisation in Ungarn war chaotisch. „Das war beschämend, beschämend, beschämend“, schimpfte Wüst.

Dass so gut wie nichts funktionierte, schrieb der Präsident Martin Kogler zu. Der Ligaleiter des Supercups sei mit seiner Rolle offensichtlich überfordert gewesen. Zunächst sollte das Turnier unter freiem Himmel stattfinden. Der ESC intervenierte jedoch. Denn: Sollte es regnen, hätte das Team die weite Reise vollkommen umsonst auf sich genommen. „Zwei Wochen vor Turnierbeginn hatten die noch keine Halle“, monierte Wüst. Am Ende trieb man zwei Zelte auf, von denen eines einen absolut heruntergekommenen Eindruck machte. Das andere, in dem das Finale ausgetragen wurde, war zwar nagelneu. Aber von den Kabinen führte ein mehrere Hundert Meter langer Weg ins Zelt.

Ähnlich trostlos gestaltete sich die Buchung der Hotels. Eigentlich hätte den Organisatoren die Reservierung keinerlei Probleme bereiten dürfen. Zwei Mannschaften, der KMH und der MAC Budapest, kamen von vor Ort, nur der EHV Wien und die Pinguine reisten von weiter an. Statt alles selbst in die Hand zu nehmen, gab Kogler lediglich die Telefonnummern der Hotels an Wüst weiter, die aus der Situation des deutschen Rekordmeisters Kapital schlagen wollten. Wüst stornierte schließlich die Reservierung, weil selbst die benötigte Zahl der Zimmer nicht gewährleistet werden konnte, und checkte mit seinem Team im „Hotel Budapest“ ein, wo die Mannschaft bereits in der Vorrunde ein Quartier gefunden hatte.

Damit war zwar die Übernachtung geklärt, aber die Versorgung noch offen. Wüst organisierte einen Dienstleister, der die Pinguine nach dem Halbfinale mit Hühnchen und Reis versorgte. „Alles wurde ohne Soße und Besteck ausgeliefert“, empörte sich Wüst. Der Service ließ sich dann auch noch einiges kosten. Immerhin hatte der Stadionkiosk ein Einsehen mit den Planeggern und lieh ihnen Messer und Gabeln aus. Einnehmen mussten sie ihre Abendmahlzeit aber im zugigen Vorraum des kalten Stadions. Für den Sonntag trieb Wüst immerhin ein Restaurant auf, das sein Team zu zivilen Preisen und mit guter Kost bewirtete.

Der Präsident vermisste vor Ort nicht nur einen Delegationschef oder einen Dolmetscher. „Ich habe auch keinen der Offiziellen gesehen“, monierte er. Die beiden Spieltage fanden fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zu den Halbfinals verirrten sich nicht einmal 40 Zuschauer, am Endspieltag waren es gerade einmal 50.

„Unter solchen Voraussetzungen mache ich das nicht mehr mit“, stellte Wüst klar. Die Kosten für Hotel, Versorgung und Treibstoff addierten sich auf rund 3000 Euro. „Wir waren die Gelackmeierten“, sagte der ESC-Präsident verärgert. Ligakonkurrent ECDC Memmingen schien das Desaster schon geahnt zu haben. Die Allgäuer hatten auf einen Start in Budapest verzichtet. Im Nachhinein war das nicht die schlechteste Entscheidung.

Autor: Christian Heinrich   Münchner Merkur   06.12.2019

„Eine Bruchbude höchsten Grades“ nannte ESC-Präsident Klaus Wüst das Stadion in Budapest. Bezeichnend waren etwa die improvisierten Stehplätze. Auch über die Eishalle hinaus herrschten katastrophale Zustände. Foto: ESC

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