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Nationalspielerinnen leiden mehrfach
von ESC-Planegg
Planegg – Für die Nationalspielerinnen des ESC Planegg ist innerhalb einer Woche eine Welt zusammengebrochen. Eine ganze Saison lang hatten sie sich intensiv auf die beiden großen Saisonhöhepunkte vorbereitet. Nach dem Play-off-Finale in der Eishockey-Bundesliga hatte Ende März die Weltmeisterschaft in Kanada im Terminplan gestanden. Aber wegen der Corona-Krise wurden beide Veranstaltungen gestrichen. „Als wir zum ersten Finalspiel nach Memmingen gefahren sind, träumten die Spielerinnen noch von der WM und vom Titel“, erzählt Michael Lehmann. „Innerhalb einer Woche gibt es beides nicht mehr.“ Für den Sportlichen Leiter des ESC bedeutete die Nachricht aus dem Hauptquartier der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) einen Schock.
„Wir bedauern, dass wir diese Maßnahme treffen mussten“, beteuert René Fasel, Präsident des Verbandes. „Es war keine leichte Entscheidung, da wir uns alle sehr darauf gefreut haben, dieses Turnier in Kanada auszutragen. Trotzdem hat die Gesundheit der Spielerinnen, Offiziellen und Zuschauer oberste Priorität.“
Auch die Pinguine hatten der WM in Halifax und Truro seit Monaten entgegengefiebert. Julia Zorn, Kerstin Spielberger, Theresa Wagner, Yvonne Rothemund, Anna-Maria Fiegert und Sarah Kubiczek hatten gute Chancen, von Bundestrainer Christian Künast in den WM-Kader berufen zu werden. „Für uns als Spielerinnen ist es extrem bitter“, räumt Zorn ein, „wir haben uns ein Jahr darauf vorbereitet“. Die Kapitänin der Nationalmannschaft hatte noch darauf gehofft, dass das wichtigste Turnier des Jahres wenigstens als „Geister-WM“ ohne Zuschauer ausgetragen wird. Nachdem viele Länder nun ihre Grenzen dichtmachen, um der Pandemie entgegenzuwirken, ist auch dieser Wunsch von den Ereignissen überholt worden.
Ihre Koffer darf auch Kathrin Lehmann wieder auspacken. Die Angreiferin des ESC hätte das Schweizer Nationalteam als Co-Trainerin nach Kanada begleitet. Dass nun alle Teilnehmer zu Hause bleiben müssen, ist für sie „eine unendliche Enttäuschung“. Lehmann kennt dieses Gefühl schon. Vor 17 Jahren stand sie kurz davor, bei der Weltmeisterschaft in China mit der Schweiz aufs Eis zu laufen, als die Veranstaltung plötzlich wegen der Ausbreitung des SARS-Virus abgesagt wurde. „Man lernt nicht, damit umzugehen“, sagt Lehmann und spricht von einer gewaltigen Leere, die sich nach so einer Entscheidung breitmacht. Ein gesamtes Jahr hätten die Spielerinnen ihren Körper für einen Wettkampf in Form gebracht, der nicht stattfindet. „Es ist alles ein bisschen sinnlos“, räumt sie ein und erwartet für die kommenden Monate eine „richtige Motivationsherausforderung“.
Zumal die Spielerinnen auch um ihre Qualifikation für die Olympischen Spiele 2022 in Peking fürchten müssen. Normalerweise wären die ersten Tickets bei der WM in Kanada verteilt worden. Die anderen wären bei zusätzlichen Qualifikationsturnieren ausgespielt worden. Wie das Prozedere nun geregelt wird, steht wie so vieles andere mehr in den Sternen. „Wir hätten die Chance gehabt, mit einer guten WM die Qualifikation für Olympia zu schaffen“, meint Julia Zorn. Das Coronavirus trifft sie und ihre Kolleginnen entsprechend gleich mehrfach.
Autor; Christian Heinrich Münchner Merkur 18.03.2020
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