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„Wir müssen uns zusammenraufen“

von ESC-Planegg

Irgendwie kam sich Michael Lehmann in den vergangenen Wochen wie ein unfreiwilliger Strohwitwer vor. Seine Eishockeydamen waren in alle Winde zerstreut, weshalb der Coach des ESC Planegg das Training über die Festtage nur mit einer Handvoll Spielerinnen bestreiten konnte. Sieben Akteure hatten beim Nations-Cup in Füssen dringende Verpflichtungen für die Nationalmannschaft. Sechs weitere bereiteten sich mit der deutschen U18 auf die B-Weltmeisterschaft in Budapest vor, wo sie bis Sonntag noch im Einsatz sind. Neben den 13 Auswahlspielerinnen musste auch Theresa Wagner passen. Vier Wochen nach dem Bruch ihres Schienbeinkopfes im Spiel gegen den EC Bergkamen Bären ist die Angreiferin noch nicht genesen. Die zahlreichen Ausfälle bereiten Lehmann mächtig Kopfzerbrechen vor dem ersten Bundesliga-Wochenende im neuen Jahr. Am Samstag (17 Uhr) und Sonntag (11.15 Uhr) erwarten die Planegger Pinguine jeweils die Mad Dogs aus Mannheim im Kunsteisstadion Grafing.

„Wir werden uns jetzt zusammenraufen müssen“, sagt der Übungsleiter. Das ist leichter gesagt als getan. Die Saison ist heuer so zerstückelt wie nie zuvor. Gerade sechs Spieltage hat die Liga-Leitung für die kommenden Wochen angesetzt, bis die Nationalmannschaft nach Japan zur Olympia-Qualifikation entschwindet. Dazwischen liegt dann noch ein Lehrgang von Bundestrainer Benjamin Hinterstocker. „Das ist eine Mega-Katastrophe“, sagt Lehmann über den Terminplan. Zwar muss sich auch die Bundesliga nach den internationalen Großereignissen richten, aber die Verantwortlichen der Liga hätten bei der Zusammenstellung des Spielplans schon mehr Fingerspitzengefühl und Weitblick beweisen können.

Jetzt muss Lehmann sehen, wie er die Konzentration auf die Meisterschaft hochhält, obwohl die Nationalspielerinnen unter seinen Damen mit Olympia oder der Weltmeisterschaft vermeintlich wichtigere Dinge im Kopf haben. Eine Entschuldigung darf dieser Umstand aber nicht sein. „Die Belastungen sind hoch, aber nicht extrem hoch“, sagt der Coach. Er erwartet, dass seine Spielerinnen den Herausforderungen gewachsen sind, und geht davon aus, dass sein Team die Siegesserie gegen Mannheim und eine Woche später gegen den OSC Berlin fortsetzt, bevor dann Ende des Monats zwei entscheidende Partien gegen ECDC Memmingen und ERC Ingolstadt anstehen, die mit den Pinguinen um den Titel kämpfen. „In diesen Spielen noch mal sechs Punkte einzufahren, dafür werden wir alles geben“, verspricht der Trainer.

Die kommenden Gegner sind so gestrickt, dass der Tabellenzweite langsam Fahrt aufnehmen kann. Zwar konnten sich die Mad Dogs in den vergangenen Monaten stetig steigern, aber das ändert nichts daran, dass sie weiterhin von der Konkurrenz durchgeprügelt werden – eben wie ein Hund. Darüber hinaus hat auch der Vorletzte der Rangliste mit den Auswirkungen der U18-WM zu kämpfen. Sieben Spielerinnen hat Mannheim an Bundesnachwuchstrainer Tommy Kettner abgestellt. „Das trifft die noch härter als uns“, sagt Lehmann. Der Rivale besitzt nicht die personelle Breite des ESC, um die Lücken zu stopfen.

Aber diese Tatsache bedeutet nur einen schwachen Trost. „Ein normaler Ablauf ist in den Vereinen nicht mehr möglich“, beklagt der Übungsleiter die Situation. Den ersten Spieltag im Januar hätte die Spielleitung auch noch im Dezember abwickeln können.  

Autor   Christian Henrich   Münchner Merkur 13.01.2017

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